27.5.2024

Digitaler Produktpass

Digitaler Produktpass
In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltschutz immer wichtiger werden, suchen Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen nach Möglichkeiten, den ökologischen Fußabdruck von Produkten zu reduzieren. Ein vielversprechendes Konzept, das in diesem Zusammenhang an Bedeutung gewinnt, ist der Digitale Produktpass (DPP). Dieser soll mehr Transparenz über die Herkunft, Zusammensetzung und Entsorgung von Produkten schaffen und so den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft erleichtern.

Doch was genau ist der Digitale Produktpass und wie kann die Blockchain-Technologie dabei helfen, seine Ziele zu erreichen? In diesem Blogbeitrag werden wir diese Fragen näher beleuchten und dabei auch auf aktuelle Forschungsergebnisse und Praxisbeispiele eingehen.

Der Digitale Produktpass: Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit

Der Digitale Produktpass ist ein Konzept der Europäischen Union, das darauf abzielt, mehr Transparenz und Nachverfolgbarkeit entlang des gesamten Produktlebenszyklus zu schaffen. Laut einem  Bericht des EUBlockchain Observatory and Forum verfolgt der DPP drei Hauptziele:

  1. Verbesserung der Transparenz: Der DPP soll Verbrauchern und Unternehmen Zugang zu produktbezogenen Informationen wie Umweltleistung, Kohlenstoffbilanz und Recyclingfähigkeit geben, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.
  2. Förderung der Kreislaufwirtschaft: Der DPP dokumentiert den gesamten Produktlebenszyklus und unterstützt so Reparatur, Wiederverwendung und Recycling.
  3. Gewährleistung von Datensicherheit und Datenschutz:Der DPP fördert Cybersicherheit und Datenschutz, um sicherzustellen, dassdigitale Produkte den EU-Standards entsprechen.

Um diese Ziele zu erreichen, soll der DPP zunächst für die Branchen Textilien, EV-Batterien und Bauprodukte verpflichtend eingeführt werden. Weitere Produktgruppen sollen sukzessive folgen.

Blockchain als Enabler für den Digitalen Produktpass

Um den Digitalen Produktpass erfolgreich umzusetzen, bedarf es einer robusten und vertrauenswürdigen Technologie-Infrastruktur. Hier kommt die Blockchain-Technologie ins Spiel. Der Bericht des EU Blockchain Observatory and Forum bestätigt mehrere entscheidende Vorteile, die deren Verwendung bei der Umsetzung des DPP bietet:

·        Dezentralisierung und Disintermediation: Blockchain-Netzwerke haben keinen zentralen Kontrollpunkt, was die Manipulation von Daten erschwert und Vertrauen zwischen den Beteiligten schafft.

·        Transparenz und Nachverfolgbarkeit: Alle Transaktionen und Produktdaten werden im Blockchain-Netzwerk transparent und unveränderbar aufgezeichnet, was die Rückverfolgbarkeit entlang der Lieferketteerhöht.

·        Datensicherheit: Dank der kryptografischen Mechanismen der Blockchain ist die gespeicherte Information sehr schwer zu fälschen oder zu löschen, was den Schutz sensibler Produktdaten gewährleistet.

Praxisbeispiele für Blockchain-basierte Digitale Produktpässe

Der Bericht des EU Blockchain Observatory and Forum stellt darüber hinausmehrere Projekte vor, die den Einsatz von Blockchain für Digitale Produktpässe erproben:

1.      Trace4EU: Dieses Pilotprojekt nutzt die Blockchain-Infrastruktur EBSI,um die Rückverfolgbarkeit von Produkten wie Meeresfrüchten, Lebensmitteln und Batterien zu gewährleisten. Dabei werden Organisationsidentitäten (ODI) und verifizierbare Berechtigungsnachweise (VC, Verifiable Credentials) eingesetzt, um Transaktionen und Dokumenten-Tracking über Unternehmensgrenzen hinweg zuermöglichen.

2.      BatteryPass: Dieses Konsortium entwickelt einen digitalen Batteriepass auf Basis einer privaten, für die Teilnehmer zugelassenen Blockchain-Lösung. Zie list es, Transparenz und Nachverfolgbarkeit entlang der Batteriewertschöpfungskette zu schaffen.

3.      Re|Source: Diese Initiative vernetzt Automobilhersteller, Mineralien-Produzenten und Recyclingbetriebe mithilfe einer Blockchain-Plattform. So soll die Herkunft und Nachhaltigkeit von Batterie-Rohstoffen belegt werden.

Fazit

Der Digitale Produktpass ist ein vielversprechendes Konzept, um mehr Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der EU zu fördern. Die Blockchain-Technologie spielt dabei eine wichtige Rolle, indem sie Transparenz, Sicherheit und Vertrauen in den Produktlebenszyklus erhöht. Sie ermöglicht eine dezentrale, transparente und sichere Aufzeichnung aller produktrelevanten Informationen ohne die Barriere einer lokalen Nutzerverwaltung von der Förderung der Rohstoffe über Supply Chain und Produktlebenszyklus bis hin zumRecycling.

Gleichzeitig müssen jedoch noch einige technologische und regulatorische Hürden genommen werden, bevor der DPP flächendeckend eingeführt werden kann. Durch einen "Divide & Conquer" Ansatz werden verschiedene Aspekte gerade parallel erarbeitet und die Einführung wird branchenweise erfolgen. Beispielsweise bemüht sich CIRPASS darum, ein Sektor-übergreifendes Datenmodell mitsamt Austauschformat für den DPP zu entwickeln. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Websprache EPCIS 2.0 der GS-1, die beispielsweise im Projekt TLIP zur dezentralen Speicherung von Supply Chain Events genutzt wird. Damit ist es auch möglich, Sensordaten direkt nach der Erfassung unveränderbar an einen dezentralen DPP anzuhängen, um somit vertrauenswürdig z.B. eine ununterbrochene Kühlketten sicherzustellen.

Insgesamt zeigt sich, dass der Digitale Produktpass in Verbindung mit der Blockchain-Technologie großes Potenzial hat, um die Kreislaufwirtschaft in Europa voranzubringen und Verbrauchern sowie Unternehmen mehr Transparenz und Nachhaltigkeit bei Produkten zu bieten. Besonders häufig wird in den Pilotprojekten dabei die W3C DID Spezifikation und die DLT (Distributed Ledger Technology) der IOTA Foundation eingesetzt. Letztere bietet mit ihrer DAG (Directed Acyclic Graph) Struktur Vorteile gegenüber herkömmlicher Blockchains zum Einsatz in DPP Projekteninsbesondere in Bezug auf Transaktionskosten, Geschwindigkeit und Skalierbarkeit.

Was noch?

Erfahre wie der Digitale Produktpass in Verbindung mit Blockchain Technologie und vertrauenswürdigen physischen Ankern darüber hinaus genutzt werden kann, z.B. für

  • Markenschutz
  • Branding
  • Supply Chain Optimierung
  • Zugang zum Sekundärmarkt
  • Aufbau und die Pflege von Kunden Communities
  • Schöpfung von Zero-Party Daten
  • Kundenbindung